30.05.2019
Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen

Unter der Überschrift des Wortes aus Psalm 16 - "Du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen" - stand das Gedenkkonzert, zu dem die Vereinigten Domstifter am Mittwoch, 29. Mai 2019, in die Michaeliskirche in Zeitz eingeladen hatten. Anlass war der Geburtstag von Pfarrer Oskar Brüsewitz, der am 30. Mai 90 Jahre alt geworden wäre. 

Oskar Brüsewitz war Pfarrer in Rippicha. Am 18. August 1976 hatte er sich vor der Michaeliskirche in Zeitz mit Benzin übergossen und angezündet – aus Protest gegen die Unterdrückung durch das SED-Regime. Diese Worte sind auf der Gedenktafel zu lesen, die vor Beginn des Gedenkkonzertes durch die Vereinigten Domstifter an der Säule enthüllt wurde, die an die Selbstverbrennung von Pfarrer Brüsewitz erinnert. 

In der Kirche begrüßte Prof. Dr. Karin Freifrau von Welck, Dechantin des Domkapitels, die zahlreichen Gäste, insbesondere auch Angehörige von Oskar Brüsewitz. Unter Leitung von Kantorin Johanna Schulze sang der Zeitzer Kammerchor unter anderem Werke von Georg Philipp Telemann, Heinrich Schütz, Maurice Duruflé und weiteren. So erklangen etwa zwei Versionen des Luthertextes „Verleih uns Frieden“, das außerdem in einer Orgelimprovisation zu Ende des Konzertes ein drittes Mal zu hören war. 

Der Regionalbischof des Propstsprengels Halle-Wittenberg, Dr. Johann Schneider, ging in seiner Ansprache auf die besondere Bedeutung und das Wirken von Pfarrer Brüsewitz ein, der nicht erst mit seiner verstörenden Tat vom 18. August sehr deutlich für eine klare, freie Verkündigung der christlichen Botschaft eintrat und mancher Provokation des SED-Regimes seine eigene, durchaus provozierende Antwort entgegensetzte. Von seinem ganz persönlichen Zugang zu Pfarrer Brüsewitz erzählte Ehrendomherr Ernst-Albert Naether. Selbst ohne sich persönlich zu kennen hatte Brüsewitz eine spät einsetzende, aber nachhaltige Wirkung auf den ehemaligen Zeitzer, der mit 12 Jahren Stadt und Staat verlassen musste. Und zum Ende des Konzertes lenkte Esther Fröbel, Tochter von Oskar Brüsewitz, den Blick auf den Vater und Christen Brüsewitz und auf seine Absicht, die Menschen wachzurütteln, mehr als Worte es manchmal vermögen. Es gehört Mut dazu, den Glauben zu leben und zu bekennen. Das Segenswort zum Schluss sprach Propst i.R. Gerhard Nachtwei, ehemals Vikar in der katholischen Gemeinde in Zeitz. 

Manche Einzelgespräche schlossen sich noch an das Gedenkkonzert an, das nicht nur an Pfarrer Brüsewitz erinnerte, sondern inmitten der unterschiedlichsten, auch schwierigen Deutungsversuche seiner Tat aufzeigte, dass Glaubensmut und Gottvertrauen nach wie vor von Nöten sind, damit die Welt lebenswert bleibt. 


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