20.08.2020
Das "Flammenzeichen" des Oskar Brüsewitz

Gedenkveranstaltung in Zeitz

Am 18. August vor 44 Jahren übergoss sich der Oskar Brüsewitz aus Protest vor der Michaeliskirche in Zeitz mit Benzin und zündete sich an. Vier Tage später erlag er im Bezirkskrankenhaus Halle seinen schweren Verletzungen.

 

Die Gründe, die den Pfarrer aus Rippicha bei Zeitz schließlich zu diesem radikalen Schritt bewegt haben, können wohl nie umfassend geklärt werden. Auf zwei Bannern, die Brüsewitz zunächst vor Ort aufgestellt hatte, klagte er den Kommunismus in der DDR an, Kinder und Jugendliche, die sich zum christlichen Glauben bekannten, in den Schulen und damit die Kirche zu unterdrücken.

 

Etwa 70 Menschen aus Zeitz aber auch weit darüber hinaus fanden sich in diesem Jahr auf dem Platz vor der Michaeliskirche ein, um der öffentlichen Selbstverbrennung von Brüsewitz zu gedenken. Auch ehemalige Kollegen aus dem kirchlichen Dienst waren extra angereist. Sie konnten sich noch gut an Brüsewitz und seine Tat aber vor allem auch an die Wirkung seiner Selbstverbrennung erinnern.

 

Kathrin Weber, die Bürgermeisterin der Stadt Zeitz, legte einen Kranz an der Brüsewitz-Stele nieder.

 

Der heutige Propst i.R. Gerhard Nachtwei war damals als katholischer Vikar zusammen mit Brüsewitz in Zeitz tätig und eng mit ihm befreundet. Nachtwei berichtet von Brüsewitz‘ „Drang nach deutlicheren kirchlichen Zeichen und Worten gegenüber dem Druck des atheistischen Weltanschauungsstaates.“ „Oskar Brüsewitz hat sich auf die Seite der Opfer gestellt. Er wollte mit seinen immer neuen Ideen die Menschen in der DDR wachrütteln und griff schließlich zur letzten Möglichkeit, die uns Menschen bleibt, wenn nichts mehr zu helfen scheint,“ meint Gerhard Nachtwei. Brüsewitz habe freie, mündige Menschen erreichen wollen. Seine Tat sei ein Aufruf zur Freiheit gewesen, zur Freiheit in Christus, meinte Propst i.R. Nachtwei

 

Auch Esther Fröbel, die ältere Tochter Brüsewitz‘, war mit ihrem Mann und ihrer Tochter aus Thüringen angereist. Sie legte Blumen an der Stele nieder und sprach ein Gebet im Rahmen der Gedenkveranstaltung. Darin formulierte sie eine Botschaft, die die Tat ihres Vaters heute vermitteln kann. Für sie ist das „Flammenzeichen“ ihres Vaters ein Appell, unsere Freiheit heute zu nutzen und sich immer wieder für die Unterdrückten einzusetzen.

 

Nach einem abschließenden gemeinsamen Lied kamen viele der Gäste am Ort des Geschehens miteinander ins Gespräch.


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Brüsewitzgedenken 2020 Pfarrer Werner Köppen, Propst i.R Gerhard Nachtwei, Pfarrerin Esther Fröbel © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Kranzniederlegung durch Bürgermeisterin Kathrin Weber © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Familie Fröbel legt Blumen nieder © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Propst i.R. Gerhard Nachtwei © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Propst i.R. Gerhard Nachtwei, Pfarrer Werner Köppen, Pfarrerin Esther Fröbel © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020.  © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Pfarrer Werner Köppen, Pfarrerin Esther Fröbel, Propst i.R. Gerhard Nachtwei © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020. Pfarrer Werner Köppen, Propst i.R. Gerhard Nachtwei, Pfarrerin Esther Fröbel © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020.  © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann Brüsewitzgedenken 2020.  © Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, Ilka Ißermann