18.03.2021
Der 5. Fastenbrief: "Geht doch!"

Herzlich willkommen bei „Spielraum – 7 Wochen ohne Blockaden!“

So zog Abram heraus aus Ägypten mit seiner Frau und mit allem, was er hatte, und Lot mit ihm ins Südland. Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten. Und es war immer wieder Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Da sprach Abram zu Lot: „Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir und zwischen deinen und meinen Hirten; denn wir sind Brüder. Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.“ Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Gegend am Jordan, dass sie wasserreich war. Da erwählte sich Lot die ganze Gegend am Jordan und zog nach Osten. Also trennte sich ein Bruder von dem andern. (1. Mose 13 ,1-11; in Auszügen)


„Der Klügere gibt nach!“ diesen Spruch musste ich mir von meiner Mutter als Kind öfter gefallen lassen. Ein bisschen mehr Klugheit, Einsicht in die Notwendigkeit und Bereit-schaft zum Verzichten erwartete sie von mir, als der älteren Schwester, wenn es Streit mit meinem kleinen Bruder gab. Ich gebe zu, das fand ich oft etwas unfair.
Abram mag es vielleicht auch etwas unfair gefunden haben, dass Lot sich ohne Skrupel für das beste Weideland entschieden hat. Aber eine Lösung musste her. Die Streitigkeiten mussten befriedet werden. Abrams Klugheit bewundere ich. Seine Einsicht in die Notwendigkeit, dass eine Trennung unumgänglich ist. Seinen Mut, dem Bruder Lot vorzuschlagen, nun getrennte Wege zu gehen. Sicher ein schwerer Schritt! Noch mehr bewundere ich den Großmut Abrams, den anderen wählen zu lassen. Auf die Gefahr hin, dass er selbst den Kürzeren zieht.  Eine große innere Freiheit, die eigenen Interessen hintenan zu stellen. Abrams Großmut, Gelassenheit und Freiheit machten es möglich, den Konflikt beizulegen. „Geht doch!“ Beide Sippen fanden nun wieder genug Raum, Weite, Perspektive. Ob Lot, der den eingeräumten Vorteil des Jordanwassers und des guten Weidelands nutzte, dann am Ende das bessere Los gezogen hat, weiß man nicht.
„Der Klügere gibt nach!“ Was mir als Kind im ersten Moment wie eine Zumutung klang, als Appell an Großmut und Bereitschaft zum Verzicht, ist häufig doch der Weg aus dem Streit gewesen. Ein Impuls von außen ist in Konflikten hilfreich. Einen, der sagt: „Tretet doch beide mal einen Schritt von Eurer Position zurück. Wie könnte für beide Seiten eine gute Lösung aussehen, die auch einem Unbeteiligten einleuchtet?“ Das Klügste ist sicher, wenn beide Seiten etwas nachgeben, sich neu orientieren und alle sagen können: „Geht doch!“

Herzliche Grüße und bleiben Sie behütet!

Ihre Ingrid Sobottka-Wermke, Superintendentin

 

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